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Tierversuchsfreie Kosmetik erkennen – Warum Tiere nicht für die Schönheit leiden müssen

Autor: Jürgen Hempfe, letzte Aktualisierung:


geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

Immer mehr Menschen achten bewusst darauf, ausschließlich tierversuchsfreie Kosmetik zu kaufen. Allerdings ist es gar nicht so leicht, diesen Vorsatz in die Tat umzusetzen.


Key-Facts

  • mit Siegel sicher tierversuchsfreie Naturkosmetik kaufen
  • Methoden ohne Tierversuche finden leider noch nicht genügend Anerkennung
  • Naturkosmetik ist nicht automatisch tierversuchsfrei, auf Siegel achten
  • Kleine Manufakturen erfüllen auch ohne Siegel teils höhere Standards
  • Engagierte Unternehmen unterstützen durch Selbstverpflichtung

Zwar hat die Europäische Union längst ein Verbot von Tierversuchen für Kosmetika beschlossen, aber leider gibt es einige Möglichkeiten, diese gesetzlichen Bestimmungen zu umgehen. Wer nicht unwissentlich ein Produkt kaufen möchte, dessen Bestandteile an Tieren getestet wurden, kann sich an zertifizierten Siegeln orientieren. Diese Labels haben jedoch sehr unterschiedliche Richtlinien. So können einzelne Kosmetikartikel mit einem Siegel ausgezeichnet werden, obwohl das Unternehmen durchaus für andere Produkte im Sortiment Inhaltsstoffe verwendet, die an Tieren getestet wurden. Im Sinne des Tierwohls lohnt es sich deshalb, Hersteller zu unterstützen, die bewusst Tierversuche ablehnen.

Naturkosmetik entdecken

Achtung Schlupflöcher – Wieso gibt es trotz EU-Verbot Tierversuche?

Das Tierversuchsverbot für Kosmetika wurde schrittweise von der EU-Kommission eingeführt und seit 2004 dürfen kosmetische Produkte nicht mehr an Tieren getestet werden. 2009 wurde diese Verordnung erweitert und umschließt auch Tierversuche für Bestandteile der kosmetischen Mittel. Nach einer Übergangszeit verbieten die EU-Regelungen seit März 2013 zusätzlich den Verkauf von kosmetischen Produkten, deren Inhaltsstoffe außerhalb der EU an Tieren getestet wurden.

Leider gibt es in den Geschäften trotz des strengen Gesetzes immer noch kosmetische Artikel zu kaufen, deren Bestandteile an Tieren getestet wurden. In konventionellen Kosmetikprodukten finden sich sehr oft Inhaltsstoffe, die auch in Reinigungsmitteln, Wandfarben oder Medikamenten vorkommen. Da diese Bestandteile jedoch nicht für den Einsatz in kosmetischen Produkten hergestellt werden, fallen sie unter die EU-Chemikalien-Verordnung REACH. Das bedeutet, um die Arbeits- und Umweltsicherheit zu garantieren, sind für diese Inhaltsstoffe häufig sogar Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben.

Außerhalb der EU ist der Umgang mit Tierversuchen teilweise anders geregelt. Einige Ländern wie China verlangen sogar Tierversuche für Kosmetikartikel. Es gibt deshalb Unternehmen, die entsprechende Produkte extra für diesen Markt herstellen und an Tieren getestete Kosmetika außerhalb der Europäischen Union zu verkaufen.

 

Tierversuchsfreie Naturkosmetik

Garantiert schmerzfrei – Wie funktioniert tierversuchsfreie Kosmetik?

Experten vom Tierschutzbund bezweifeln, dass die Ergebnisse von Tierversuchen viel über die Verträglichkeit der kosmetischen Inhaltsstoffe bei Menschen aussagen. Deshalb sprechen sie sich gegen diese qualvollen Methoden aus. Die Tiere bekommen zum Beispiel einzelne Wirkstoffe in die Augen getropft oder auf die Haut aufgetragen oder injiziert und erleiden unter Umständen erhebliche Schmerzen.

Niemand muss sich sorgen, dass tierversuchsfreie Kosmetik ungesunde Hautreaktionen hervorrufen könnte. Im Gegenteil gibt es tierversuchsfreie Test- und Forschungsmethoden, die wesentlich exaktere Erkenntnisse über die Verträglichkeit der Inhaltsstoffe vermitteln. Eine Möglichkeit sind menschliche Zellgewebekulturen, die speziell für diese Zwecke gezüchtet werden. Hier kann das Mittel direkt und ohne den Umweg über Tierkörper getestet werden.

Leider sind die alternativen Methoden im Gegensatz zu den Tierversuchstests noch nicht bekannt oder genießen noch nicht genügend Anerkennung. Der Verbraucher kann diesen Trend jedoch unterstützen, indem er gezielt nur noch tierversuchsfreie Kosmetik kauft. So ist der Anreiz für Hersteller größer, sich entsprechend der Nachfrage auf alternative Möglichkeiten umzustellen.

 

Natürlich schön – Ist Naturkosmetik automatisch tierversuchsfrei?

Der Vorteil der Naturkosmetik liegt darin, dass die Produkte keine synthetischen Inhaltsstoffe enthalten, die unter die Chemikalienverordnung fallen. Allerdings ist der Begriff nicht geschützt und so kann jedes Unternehmen eigene Regeln aufstellen. Naturkosmetik muss deshalb nicht automatisch tierversuchsfrei sein. Wer sichergehen möchte, sollte sich die Kriterien der unterschiedlichen Siegel genauer anschauen.

Empfehlenswert sind bekannt zertifizierte Naturkosmetik-Siegel wie Cosmos Standard, Ecocert oder BDIH, die Tierversuche sowohl für die Rohstoffe als auch für die Prüfung des Endproduktes verbieten. Allerdings werden die Richtlinien immer wieder auch den Wünschen der Verbraucher angepasst. Um das graue Natrue-Label tragen zu dürfen, verpflichten sich die Hersteller, entsprechend gekennzeichnete Produkte nicht in Ländern zu vermarkten, wo Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben sind.

Kleine Naturkosmetik-Manufakturen haben oft kein Siegel, obwohl sie alle gewünschten Kriterien abdecken. Es lohnt sich, diese engagieren Hersteller zu unterstützen. Entsprechende Informationen bieten in der Regel die Website des Unternehmens oder können direkt beim Hersteller erfragt werden.

 

Tiere schützen dank tierversuchsfreier Naturkosmetik

Sicher mit Zertifikat – Was versprechen tierversuchsfreie Kosmetik-Siegel?

Der Verbraucher kann nicht ohne weiteres erkennen, ob Bestandteile der Kosmetikprodukte an Tieren getestet wurden. Auch für konventionelle Kosmetik gibt es verschiedene Siegel, die speziell für tierversuchsfreie Produkte verliehen werben. Hier gilt es jedoch genauer hinzuschauen. Für den Verbraucher ist es wichtig zu wissen, ob das Siegel für einzelne Produkte vergeben wird, oder ob sich die Hersteller verpflichten, ausschließlich tierversuchsfreie Waren anzubieten?

Obwohl es durchaus Überschneidungen gibt, sind Produkte mit einem tierversuchsfrei-Siegel nicht automatisch auch vegan. Hier gilt es ebenfalls die einzelnen Richtlinien zu beachten. Ebenfalls sollte sich jeder bewusst machen, dass einige Siegel nicht zwangsläufig eine gute Qualität der Kosmetika garantieren.

Die bekanntesten Tierversuchsfrei-Siegel:

Hase mit schützender Hand (IHTN):

Dieses Siegel wurde vom Deutschen Tierschutzbund in der Zusammenarbeit mit dem Internationalen Herstellerverband für tierschutzgeprüfte Naturkosmetik, Kosmetik und Naturwaren e.V. (IHTN) entwickelt. Ein entsprechendes Label erhalten nur Unternehmen, die ausschließliche tierversuchsfreie Produkte anbieten. Für die Herstellung des Endprodukts dürfen nur Rohstoffe verwendet werden, bei denen seit 1979 keine Tierversuche sowohl an Wirbeltieren als auch wirbellosen Tieren vorgenommen wurden. Die Hersteller verpflichten sich, keine Erzeugnisse in Länder zu liefern, in denen Tierversuche erlaubt sind.

Dieses Label weist allerdings keine veganen Produkte aus, da Rohstoffe von lebenden Tieren verwendet werden dürfen, solange sie aus artgerechter bzw. ökologischer Landwirtschaft stammen. Dafür enthalten die Kosmetikartikel jedoch keine Rohstoffe von toten Tieren.

Leaping Bunny

Das international anerkannte Siegel mit den springenden Häschen wurde schon 1996 von Tierschutzverbänden gegründet. Als Besonderheit kann ein Unternehmer einen Stichtag festlegen, ab welchem Zeitpunkt er sich verpflichtet, keine Tierversuche durchzuführen. Außerdem dürfen die Hersteller keinerlei Inhaltsstoffe verwenden, an denen Tierversuche vorgenommen wurden. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Verzicht auf Handelsbeziehungen mit anderen Unternehmen, die noch Tierversuche durchführen oder in Auftrag geben.

Das Siegel konzentriert sich ausschließlich auf das Verbot von Tierversuchen. Die Produkte können deshalb durchaus Inhalte tierischen Ursprungs enthalten. Auch synthetische sowie gesundheitsgefährdende Wirkstoffe sind allein aufgrund dieses Siegels nicht auszuschließen.

Veganblume:

Das Label wurde 1990 von der englischen Vegan Society eingeführt und ist weltweit anerkannt. Produkte mit diesem Siegel sind vegan und enthalten keine tierischen Rohstoffe. Gleichzeitig stellt es sicher, dass tierversuchsfreie Bestandteile verwendet wurden.

Leider gibt es einen Kritikpunkt, denn die Richtlinien des Siegels müssen nur auf einzelne Produkte und nicht auf das gesamte Unternehmen zutreffen. Außerdem sagt das Label nichts über die Qualität des Kosmetikartikels aus, welches also auch synthetische Inhaltsstoffe enthalten kann.

 

Gemeinsam gegen Tierleid – Engagierte Unternehmen unterstützen

Siegel bieten zwar eine gute Möglichkeit zur Orientierung, sind aber nicht auf allen Kosmetika zu finden. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Unternehmen sich nicht für das Tierwohl einsetzt. Eine gute Hilfe ist die Seite „kosmetik-ohne-tierversuche.de“ von der Tierschutzorganisation PETA. Die umfangreiche Liste „PETA Approved“ enthält über 1.000 Unternehmen und Marken, die tierversuchsfrei sind.

Um in der Liste aufgenommen zu werden, müssen die Unternehmen einen Fragebogen ausfüllen und eine Zusicherungserklärung unterschreiben. Damit versichern sie gegenüber PETA, dass sie weder Tierversuche durchführen noch diese in Auftrag geben. Entsprechende Selbstauskünfte sind zwar nicht lückenlos nachkontrollierbar, aber eine Falschauskunft würde einen erheblichen Markenschaden zur Folge haben.

Die Unternehmen auf der Liste können zudem die Lizenz für das PETA-Logo „PETA Approved Global Animal Test Policy“ erwerben und es auf ihren Produkten abdrucken oder für Werbe- und Infomaterial verwenden.

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